eine Meldung im Deutschlandfunk

Schlechte Nachrichten

Ich bin seit Jahrzehnten bekennender Stammhörer des Deutschlandfunks und auch der Deutschlandfunk-Nachrichten. Mit den „Informationen am Morgen“ beginnt mein Tag. Auch die Sendung „Essay und Diskurs“ höhre ich sonntagsmorgens manchmal gerne. „Klassik-Pop-et Cetera“ lasse ich sonnabendsmorgens ohnehin nur ungerne ausfallen. Der Sender und seine Redakteure stehen bei mir einfach in hohem Ansehen.

Die Ausnahme bildet die Nachrichtenredaktion.

Ihre Reputation ist bei mir gesunken. Ich finde die Qualität der Nachrichten dort zu häufig ungenügend. Als Bundestagspäsident Norbert Lammert der Nachrichtenredaktion des Deutschlandfunks 2008 den Medienpreis des Deutschen Bundestags überreichte, war mir nicht wohl.

Zum Beispiel heute. Um 16 Uhr (ich hatte das Radio tagsüber bis dahin abgestellt) hörte ich die folgende Fehlmeldung, deren O-Ton ich hier aus der schriftlichen Nachrichtenfassung, die so bis jetzt im Netz steht, übernehme:

„Knapp jeder dritte Deutsche befürwortet die Idee eines bedingungslosen Grundeinkommens.
Dies ergab eine repräsentative Studie, die das Meinungsforschungsinstitut „Yougov“ im Auftrag des Vereins „Mein Grundeinkommen“ durchgeführt hat. 29 Prozent der Befragten ab 18 Jahren gaben an, das Modell zu unterstützen. Weitere 44 Prozent finden die Idee prinzipiell gut, haben aber noch offene Fragen. 21 Prozent lehnten den Vorschlag ab. Mehr als 80 Prozent der Studien-Teilnehmer gaben an, dass sie trotz eines bedingungslosen Grundeinkommens weiter arbeiten würden.“

Das Kriterium, einer Arbeit nachzugehen, trifft – je nach Zählweise – auf etwa 40 Millionen der 82 Millionen Einwohner unseres Landes zu. Eine ganz kleine Plausibilitätskontrolle hätte den zuständigen Nachrichtenredakteur (m/w) und / oder Chef vom Dienst (m/w) zu der Erkenntnis bringen können, dass sich die 80 Prozent („Mehr als 80 Prozent der Studien-Teilnehmer gaben an, dass sie trotz  eines bedingungslosen Grundeinkommens weiter arbeiten würden.“) nur aus Menschen zusammen setzt, die derzeit tatsächlich einer Arbeit nachgehen, die also zu den 40 Millionen von 82 Millionen gehören. Denn Befragte, die keine Arbeit haben oder zum Beispiel Rentner sind, könnten ja nicht „weiter“ arbeiten.

Wie kann die Nachrichtenredaktion dann aber behaupten, sie berichte über eine repräsentative Umfrage?

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