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Panne

Zwischen Mitte Januar und dem gestrigen Montag sind mehrere hundert E-Mails, die an meine Adressen gerichtet waren, verloren gegangen. Sie verschwanden, bevor ich sie hatte lesen können. Wer deshalb keine Antwort von mir erhielt, konnte das nicht verstehen. Ich bitte alle, die davon betroffen sind, um Nachsicht.

Im Folgenden der Versuch einer Erklärung, allerding nur geeignet für Leser mit technischem Vorverständnis:

Wer eine Nachricht an eine E-Mail-Adresse sendet, schickt sie in der Regel zunächst nicht an den Inhaber der Adresse, sondern an dessen Internetdienstanbieter (z.B. Unternehmen wie die Telekom oder Strato oder Google oder bestimmte Stadtwerke). Die E-Mail wird dort auf einem Server zwischengelagert, bis sie der Adressat selbst abruft. Das Abrufen erledigen bei mir verschiedene E-Mail-Programme (auf dem Schreibtisch: Outlook 2016), und zwar je nach Einstellung automatisch. Hier lag die Wurzel des Übels.

Das standardmäßig zum Abruf genutzte Verfahren „Post Office Programm 3” (abgekürzt POP3) erlaubt jedem Adressaten, eine Sicherung zu nutzen. Wird sie aktiviert, verbleiben auch noch Monate nach der Auslieferung Kopien jeder Nachricht auf dem Server des Anbieters. Beim alternativen Verfahren „Message Access Protocol“ (IMAP) bleibt die Original-Mail ohnehin stets auf dem Server. Dem Adressaten geht dort nur eine Kopie zu.

Ich selbst benutze nur auf einem Gerät – dem auf dem Schreibtisch – das POP3-Verfahren und habe es auch so eingestellt, dass Kopien auf dem Server des Diensteanbieters (in meinem Fall die Telekom-Tochter Strato AG in Berlin) bleiben. Das hat tadellos funktioniert, seit ich im Jahr 2000 zu diesem Anbieter umgestiegen war.

Nach dem Eingang speichere ich die eingegangenen Sendungen zudem dauerhaft und fertige auch Sicherungskopien an. Auf allen anderen Mail-Geräten – Tablet, Smartphone – benutze ich das IMAP-Verfahren. Zur weiteren Sicherheit unterhalte ich bei der Strato AG einen so genannten Webmail-Zugang, durch den ich meine dort gesicherten Mails überwachen kann. Nach menschlichem Ermessen, so meinte ich, kann mir keine Mail entgehen.

Dass und warum es plötzlich anders war, merkte ich zu spät: Seit einem Update auf meinem Samsung-Tablet im Januar löst das dortige Standard-E-Mail-Programm offensichtlich häufig einen POP3-Vorgang in der Löschvariante aus, obwohl im Bereich der Einstellungen weiterhin nur das IMAP-Verfahren aktiviert ist.

Das Programm sog auf diese Weise viele der Sicherungskopien vom Server ab, bevor ich das Original hatte lesen können. Auch im Papierkorb des Servers war  deshalb keine Notkopie verblieben.

Dass ich das nicht sofort merkte, lag daran, dass mein Schreibtisch-PC  meist schneller war als das Tablet und dass das Tablet nicht ständig lief. Ich wunderte mich zunächst nur, dass die Zahl der auf dem Arbeits-PC eingegangenen und gespeicherten Mails deutlich sank. Als ich den Daten-Verlust bemerkte, fiel mir auf, dass E-Mails mit besonders großem Anhang besonders häufg betroffen waren. Im Rückblick erkläre ich mir das damit, dass das Tablet bei großen Dateien offenbar schneller arbeitete als der PC.

Aber es dauerte, bis ich einen gedanklichen Schlüssel für das ganze Phänomen fand. Auch waren mehrere Gespräche mit Strato-Technikern erforderlich. Ich wollte meiner Technik-Recherche zunächst auch gar nicht glauben. Denn das Programm war jedenfall auf der Oberfläche korrekt konfiguriert. Ich musste aber einsehen, dass sich an dem Löschverhalten auch nach mehrfachem Deinstallieren und Wiederaufbauen des E-Mail-Programms in der IMAP-Variante  – die doch zum Löschen eigentlich nicht imstande ist – nichts änderte. Während der Ausschalt-Phasen des Programms lief alles korrekt ab.

Mein eigenes technisches Verständnis sagt: Das kann nicht wahr sein. Leider ist es wahr. Sorry.