Merkwürdig

Seit ich als Volkswirtschafts- und Politikstudent vor vielen Jahren meinen ziemlich schweren Statistik-Schein erwarb, glaube ich an Zufälle. Es ist sehr unwahrscheinlich, dass zwei konkrete seltene Ereignisse gemeinsam auftreten. Aber es ist sehr wahrscheinlich, dass wir solche seltenen Ereignisse häufig erleben.

Ein undramatisches Beispiel: Den am 19. Februar sehr spät (drei Monate später als in den USA) in die deutschen Filmtheater gekommenen Martin-Luther-King-Film „Selma“ (Oscar-Nominierung als bester Film, Oscar für den besten Song) zeigte gestern kaum noch ein Kino . Wir bekamen noch Karten im winzigen „Club A“ im Zoo Palast an der Hardenbergstraße.

Es war dann ein merkwürdiges Gefühl, als wir erfuhren, dass sich ausgerechnet gestern vor 50 Jahren, am 7. März 1965, auf der Edmund-Pettus-Brücke in Selma jener „Bloody Sunday“ abgespielt hatte, der zentraler Gegenstand des Films war und bei dem weiße Polizisten hunderte Bürgerrechtler zusammenprügelten, die hier einen mehrtätigen Demonstrationszug nach Montgomery, der Hauptstadt Alabamas, aufgenommen  hatten. Wir erfuhren es, weil Barack Obama ebenfalls gestern nach Selma fuhr, um an dieses Ereignis zu erinnern, das letztlich zum erfolgreichen Marsch nach Montgomery und zu gleichen Wahlrechten für Afroamerikaner führte.

Der Film war ohnehin sehenswert.