Der „Tag der Deutschen Einheit“ geht zu Ende. Für mich war es ein anstrengender 3. Oktober. Ich verbrachte ihn fast vollständig damit, die heutige Titelgeschichte der New York Times über die Entstehung von Donald Trumps Vermögen und seine Steuervermeidungsstrategien zu lesen. Sie zu begreifen ist Schwerarbeit, auch wenn die drei Autoren David Barstow, Susanne Craig und Russ Buettner das Lesen durch einen transparenten Satzbau und eine bildhafte Sprache erleichtern. Aber immer wieder musste ich versuchen, die Übersetzung von Spezial-Vokabeln zu improvisieren, die ich in keinem Wörterbuch fand.
Was mich an der Geschichte so fesselt? Vor allem, dass sie mir déja-vue-Erlebnisse aus meiner Zeit als junger Wirtschaftsredakteur liefert. Ich sammelte damals eigene Erfahrungen über deutsche Unternehmer und die Strategien reicher hiesiger Familien zur Vermeidung generell von Steuern und speziell von Erbschaft- und Schenkungssteuern.
1980 war ich einer der Gründungsredakteure der damals neuen Unternehmerzeitschrift „Impulse“ des Verlags Gruner + Jahr. Eine Unternehmerzeitschrift, die dieses Bezeichnung zu Recht trug, gab es bis dahin in Deutschland nicht. Bald spezialisierte ich mich auf das Thema „Steuern“. Das war für mich als SPD- und Gewerkschaftsmitglied eine Art beruflicher Lebensversicherung gegenüber einem politisch deutlich rechts von mir stehenden Leitungsteam mit dem Herausgeber Johannes Gross – auf dessen Bücherregal stets ein Foto des reaktionären Staatsrechtlers und Nazi-Apologeten Carl Schmitt stand.
Ich versenkte mich in die steuerliche Fachliteratur, erzielt Zugang zu den Doktorandenseminiaren des führenden Kölner Steuerprofessors Klaus Tipke und lernte eine Vielzahl von Unternehmern kennen, indem ich über die Steuerprozesse recherchierte und wenn möglich schrieb, die sie bei den Finanzgerichten und beim Bundesfinanzhof in München führten. Abends besuchte ich einen Steuerberaterlehrgang.
Erbschaft- und Schenkungsteuersachen spielten damals eine herausragende Rolle. Ich nehme mir jetzt einmal vor, Sporadum demnächst ein wenig zu nutzen, um die Erinnerung an bestimmte Trump-Parallelen in Deutschland aufzufrischen.
Ein Gedanke zu „Trump und die deutschen Steuern“
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